Der Begriff der chirurgischen Endoskopie ist nie scharf definiert worden und so sind
bei seiner Verwendung Missverständnisse vorprogrammiert. Auch wenn Endoskopie hier
als flexible endoluminale Endoskopie des Gastrointestinaltrakts und des Tracheobronchialsystems
verstanden werden soll, bleibt offen, was das chirurgische daran sein soll. Der Konsensusprozess
der deutschen Gesellschaften für Viszeralchirurgie sowie für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
konnte hier nur mit Mühe einen Formelkompromiss finden. Wenn man den Begriff der chirurgischen
Endoskopie definiert, wie es K. E. Grund einmal bei der Programmgestaltung eines Symposiums
der chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie in Tübingen getan hat, nämlich
als Endoskopie vor, während, anstelle oder nach Operationen, so hat man nahezu alle
denkbaren Indikationen erfasst. Die Betrachtung des Ausübenden der Endoskopie gibt
auch keine genauere Definition: Einige chirurgische Kliniken beschäftigen Internisten
für die Endoskopie und angesichts der erfreulich zunehmenden Zahl von viszeralmedizinischen
Zentren wird die Frage der Klinikzuordnung ohnehin immer belangloser. Die neuesten
Entwicklungen zur Nutzung flexibler Endoskope für Operationen in der Bauchhöhle (NOTES:
Natural Orifice translumenal endoscopic Surgery) oder starrer Endoskope für endoluminale
Eingriffe (TEO: transanale endoskopische Operationen) bringen zusätzliche Unschärfen.
Es bleibt also zu konstatieren, dass die Endoskopie als diagnostisches und therapeutisches
Instrument einen hohen Stellenwert bei zahlreichen viszeralmedizinischen Erkrankungen
besitzt. In Deutschland wird die überwiegende Zahl der Endoskopien von Gastroenterologen
ausgeführt. Sie haben sich große Verdienste um die Ausbreitung der Methoden, ihrer
Fortentwicklung und Qualitätssicherung erworben. In vielen chirurgischen Kliniken
wurde dagegen zu wenig unternommen, um die Endoskopie auf einem hohen professionellen
Niveau ausüben zu können. Dennoch hat die qualifizierte Minderheit chirurgischer Endoskopiker,
besonders durch das Einbringen und die Adaptation bewährter operativer Prinzipien
und Techniken in die endoluminale Endoskopie, wesentliche Beiträge zu deren Weiterentwicklung
geleistet. Operationsrelevante Details in der Diagnostik sowie die endoskopische Diagnostik
und Therapie postoperativer Komplikationen schärfen den chirurgischen Blick durch
das Endoskop.
Unter diesem Blickwinkel soll im Folgenden ein knapper Überblick über die Endoskopie
der einzelnen Organsysteme unter besonderer Berücksichtigung chirurgischer Aspekte
gegeben werden.
Quellenangaben
- 1
Forrest A, Finlayson N DC, Shearman D JC.
Endoscopy in gastrointestinal bleeding.
Lancet.
1974;
2
394
- 2
Grund K E, Schumpelick V.
Durch Kompetenz zur chirurgischen Endoskopie.
Chirurg.
2002;
73
73-77
- 3
Neuhaus P, Schmidt S C, Hintze R E. et al .
Classification and treatment of bile duct injuries after laparoscopic cholecystectomy.
Chirurg.
2000;
71
166-173
- 4
Yamada. et al .
Gastric polypoid lesions.
Stomach and Intestinum.
1966;
1
145-150
Zum Weiterlesen und Vertiefen
- 5
Gundlach M, Zornig C, Emmermann A. et al .
Therapy splitting: Are intra-operative cholangiography and surgical bile duct revision
still indicated?.
Zentralbl Chir.
1996;
121
283-288
- 6 Kahl S, Kähler G, Dormann A. Interventionelle Endoskopie. Lehrbuch und Atlas. München,
Jena; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007
- 7
Kähler G, Müller C, Al-Sibaie A. et al .
Diagnosis and therapy of biliary complications after laparoscopic cholecystectomy
by ERCP.
Zentralbl Chir.
1998;
123
96-97
- 8
Ludwig K, Wilhelm L, Prinz C. et al .
Intraoperative laparoscopic cholangiography: When is it useful?.
Zentralbl Chir.
2004;
129
185-190
- 9
Manegold B C.
Endoscopic surgery. 10 good reasons for integration of flexible endoscopy into surgery.
Chirurg.
1998;
69
52-53
- 10
Neu B, Ell C, May A. et al .
Capsule endoscopy versus standard tests in influencing management of obscure digestive
bleeding: Results from a German multicenter trial.
Am J Gastroenterol.
2005;
100
1736-1742
- 11
Schmidt H, Manegold B C.
Foreign body aspiration in children.
Surg Endosc.
2000;
14
644-648
- 12
Soehendra N, Grimm H, Berger B. et al .
Malignant jaundice: Results of diagnostic and therapeutic endoscopy.
World J Surg.
1989;
13
171-177
- 13
Soehendra N, Sriram P V, Pochon T. et al .
Hemostatic clip in gastrointestinal bleeding.
Endoscopy.
2001;
33
172-180
- 14
Wira C, Sather J.
Clinical risk stratification for gastrointestinal hemorrhage: Still no consensus.
Crit Care.
2008;
12
154
PD Dr. med. Georg Kähler
Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Chirurgische Universitätsklinik Mannheim
Theodor-Kutzer-Ufer 1–3
68167 Mannheim
Phone: + 49-621 383 2647
Fax: + 49-621 383 732061
Email: georg.kaehler@chir.ma.uni-heidelberg.de